Praxistest
Erste Versuche
Natürlich muss die Kamera auch fotografieren. Und nach den ersten Einstellungen erstmal ein paar Fotos machen.
Jetzt wird es schwierig. Bei „professionellen“ Testern würden jetzt seitenweise Beschreibungen von Funktionen und Testaufbauten folgen. Das ist aber gar nicht meine Zielrichtung, ich will wissen wie lässt sich eine Sony A7 bedienen, klappt der Umstieg oder ist viel Lernaufwand notwendig?
Einfach gesagt: Die Kamera funktioniert wie erwartet. Die Bedienung gelingt weitgehend problemlos. Der Fokus ist sehr schnell, Gesicht- und Augentracking reagieren sogar besser erwartet. Auch die Objektverfolgung ist klasse.
Die Auflösung ist schon extrem. Bei den Bildern oben sind die Biene und das Eichhörnchen jeweils gecropt aus dem Vollen. Natürlich gibt es auch einen Nachteil. Die Datenmenge. Selbst mein Rechner (Ryzen 7, 32GB und 4 M.2) schluckt manchmal beim Bearbeiten.
Die Bilder gibt’s alle in der Galerie.
Auf einzelne Bilder und Vergleiche mit der Canon 5D IV komme ich später noch.
Low Light
Als Konzertfotograf im Metal Bereich interessiert natürlich die Low Light Fähigkeit. Es gibt zwar große Konzerte mit viel Licht. Und auch einige mittelgroße bei denen die Bands Licht machen, herausragendes Beispiele sind Accept und Kreator, aber viele Metal Bands wollen eine extrem düstere Stimmung auf der Bühne. Und bei Black Metal ist der Name Programm, da gibt es nichts. Pure Dunkelheit. Also muss die Kamera besonders gut Licht einfangen auch wenn keins da ist. Bisher war die eiserne Regel, je mehr Pixel desto schwächer die Low Light Qualität. Ok, die Canon EOS 5D IV hat eine 35% höhere Auflösung als doe EOS 5D III; 30,4 MPix gegen 22,3 MPix und trotzdem deutlich bessere Low Light Fähigkeiten. Aber zwischen den Kameras liegen 4 1/2 Jahre, technologische Welten. Und bei der A7R IV reden wir von 61 Megapixel!
Da es ja immer noch keine Konzerte gibt musste wieder die Natur aushelfen. Diesmal die Abenddämmerung. Also Störche im Sonnenuntergang, Bäume wie im Horrorfilm; seit dem Sturm letztes Jahr 😉; und anderes Getier.
Leider gibt es davon keine Bilder zu sehen. Beide Speicherkarten waren unlesbar. Keine Ahnung was passiert ist, einzige Vermutung ist, dass ich die Kamera nach dem letzten Bild beim schreiben ausgeschaltet habe. Zum Glück die einzige negative Erfahrung.Nachdem die Karten in der Kamera neu formatiert waren gab es keine Probleme mehr.
Low Light zweiter Versuch
Beim zweiten Versuch lief alles glatt. Ein schöner Sonnenuntergang, zwei Störche beim Nestbau und ein klarer Nachthimmel mit Sichelmond.
Ja, die Bilder sind nachbearbeitet. Und ja der landende Storch ist etwas unscharf. Der Storch ist plötzlich aufgetaucht. Also Kamera hoch „reißen“ und Freihand draufhalten. Das entspricht auch in etwas den Bedingungen beim Konzert. Lieber ein Top Motiv mit etwas schlechterer Qualität als das technisch perfekte Bild aber dafür ein zweitklassiges Motiv.
Insgesamt sieht es schon nicht schlecht aus im Low Light Bereich. Ich denke die Low Light Fähigkeiten sind der EOS 5D IV durchaus ebenbürtig. Und der 5D III überlegen. Genau kann ich das natürlich erst sagen wenn ich einen direkten Vergleich auf einem Konzert habe. Wirklich interessant wäre die Chiptechnik mit einer Auflösung im Bereich 20 MPix bis 40 MPix. Mein Wunsch für die nächsten Generation, also A7 IV bitte mit 36Mpix und A7S IV 18 Mpix. Warum diese Werte?
Ganz einfach 18Mpix sind das Minimum für A3 Druck mit 300DPI. Und für reine Internetbilder wäre mehr meist überflüssig.
Mit 36Mpix sind Kunstdrucke in A3 und 400DPI möglich oder 300DPI und Reserve für Beschnitt.
Low Light Bearbeitung
Jetzt wird es etwas praktischer. Ein Bild vom Raw zum fertigen Bild.
Erstmal das RAW Bild. Das Bild ist natürlich nur ein Platzhalter. Dahinter verbirgt sich ein JPEG exportiert in voller Größe und 90% Qualität. Aber Vorsicht das Bildchen hat die Kleinigkeit von 58MB!
In voller Auflösung sieht man doch einiges an Rauschen sowohl Farbe als auch Helligkeit. Als ersten Schritt erstmal den passenden Ausschnitt wählen. Danach reduziert sich die Datenmenge erheblich 😀
Jetzt sind es nur noch etwas mehr als 8MB.
Aufnahmedaten: Brennweite 400mm, 1/160sek, f 5.6, ISO 6400
Danach geht es ans Bearbeiten.
Erst die Rauschreduktion dann noch ein paar andere Regler.
Jetzt haben die Bilder nur noch 3MB bei den gleichen Exporteinstellungen.
Und als letztes das Storchenpaar mir den Einstellungen für den Facebook Export.
Mir gefällt das Endergebnis. Es zeigt, dass es nicht nur auf die technischen Daten ankommt sondern auch was man aus dem Raw rausholen kann.
Allein der Crop (61MPix => 10MPix) bringt soviel wie ein Wechsel der Brennweite auf 1000mm.
The Moon
Ein klarer Nachthimmel lädt zwingend dazu ein den Mond zu fotografieren. Da aktuell so gut wie kein Flugverkehr herrscht gibt nicht mal böse „Chemtrails“ 😀
Da ich nicht der geduldigste Mensch bin mache ich keine Langzeitaufnahmen sondern nur eine Belichtungszeit von 1/200 Sekunde beziehungsweise 1/640 Sekunde
Die fast Vollmondbilder sind ein paar Tage später vom Balkon aus entstanden. Dabei habe ich dann auch mal die Android Remote App getestet. Funktioniert gut und macht das Einstellen und Auslösen etwas bequemer.
Die Mondsichel ist auf freiem Feld mit Stativ entstanden. Nicht die idealen Bedingungen aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ich bin immer wieder fasziniert wie weit die Bilder gecroppt werden können ohne zuviel Details zu verlieren. Von 60MPix auf 1,2MPix und trotzdem sind die Krater und Schatten noch zu erkennen. Und die Größe ist absolut ausreichend für Instagram!
Aufnahmedaten: Brennweite 400mm, 1/200 Sekunde bei Blende 5,6. Und ISO 640.
Eine Langzeitbelichtung wäre wegen Wind und dem nur begrenzt stabilen Aufbau auf dem Feld kaum besser geworden.
Der Vollmond zeigt leider deutlich weniger Strukturen als eine Mondsichel. Aber im unteren Bereich kann man durchaus einige Krater entdecken. Und die hellen Streifen sehen aus wie der Todesstern in Aktion 😲
Aufnahmedaten: Brennweite 400mm, 1/640 Sekunde bei Blende 6,3. Und ISO 200.
Der Mond ist damit deutlich heller als viele Konzertbühnen.
Ein interessanter Effekt ist, dass eine Belichtungsreihe mit HDR Verarbeitung in Lightroom eigentlich keine nennenswerten Detailverbesserungen bringt. Und spätestens nach dem Export fürs Web war der Aufwand für die Katz‘.
Ergebnis
Die Sony A7R IV liefert Spitzenbilder und das bei Sonne und im Düsteren. Im Low Light Bereich sogar besser als ich bei der Auflösung erwartet hätte. Und der Fokus sitzt dabei ist die Motivverfolgung extrem schnell. Das Potenzial zum Freistellen ist fast unendlich.
Natürlich braucht eine solche Kamera auch entsprechende Objektive. Mit einem Kit Objektiv wird die Auflösung wohl nicht erreicht. Das addiert sich zum Anschaffungspreis der A7R dazu.
Das Problem ist aber bekannt. Auch bei Canons EOS 5DS werden nur beste Linsen empfohlen. Bei Canon heißt das L-Objektive und selbst da erreichen nicht alle die 50MPix Auflösung.
Damit sind auch die Nachteile genannt. Die Kamera ist bestimmt kein Schnäppchen und die passenden Objektive auch nicht. Aber sie ist ihren Preis wert.
Das Zweite ist die Datenmenge. Aufnahmen im RAW Format liegen bei gut 120MB. Das definiert die Ansprüche an die Datenhaltung. Erstmal große und schnelle SD Karten. Und dann einen entsprechend leistungsstarken Rechner. Das schiebt die Investitionen noch etwas höher.