Mal was ganz anderes, einen Kameratest. Nicht einen Labortest sondern in der freien Natur. Zur Zeit ist die Natur wirklich frei dafür sind die Menschen eingesperrt. Aber das ist jetzt nicht das Thema. Sondern ein subjektive Test einer Sony A7R IV.
Was und Warum?
Eigentlich wollte ich einen Test mit verschiedenen Kameras der Sony A7 Reihe machen um die richtige Kamera oder Kameras für die Konzertfotografie zu finden. Also so richtige Livetests auf Konzerten, bei Bandfotos und dem Kick Off von Frontlines Live Production.
Aber wie die ganze Welt weiß hat Corona, eigentlich SARS-CoV2, mir da einen ganz dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Konzertfotografie ohne Konzerte ist irgendwie nicht so wirklich sinnvoll. Der Test ist verschoben auf irgendwann später. Wahrscheinlich viel später 😥
So düster sieht es mit Konzerten aus, aber man sieht auch den kleinen Lichtblick 😉
Da jetzt aber viel Zeit ist und wenig zu tun hat Sony Deutschland mir eine Kamera und ein Objektiv zum Einarbeiten und Testen zur Verfügung gestellt. Vielen Dank 😀
Warum teste ich nach 30 Jahren Canon eigentlich jetzt Sony?
Naja, gibt mehrere Gründe. Natürlich ist es interessant mal ein neues System zu testen. Aber das ist nicht der eigentliche Grund sondern das Ziel ist ein Wechsel von Canon zu Sony. Und dafür muss ich wissen welche Kameras sind geeignet und wie wechsele ich am besten. Muss ja auch irgendwie bezahlt werden.
Ein weiterer Grund sind Probleme mit der EOS 5D IV und CPS.
Hardware
Kamera
Als Testgerät hat mir Sony eine A7R IV zur Verfügung gestellt. Also das aktuelle Topmodel der A7 Reihe. Die spiegellose Kamera hat einen Vollformatsensor mit 61Megapixel. Dazu kommen 567 Phasen-AF Punkte und 425 Kontrast-AF Punkte großzügig über den Sensor verteilt. Und trotz dieser Menge an Daten die verarbeitet werden müssen werden Serienaufnahmen mit zehn Bildern pro Sekunde angegeben. Und ein unkomprimiertes RAW Foto hat 120MB. Dafür braucht es dann auch entsprechend schnelle SD Speicherkarten mit viel Speicher, am besten UHS-II. Davon passen dann auch gleich rein. Die können sequentiell oder parallel beschrieben werden. Ich habe als Standard eine Karte für RAW, die zweite als Backup für JPEG im Parallelbetrieb.
Objektive
Die beste Kamera bringt nichts ohne eine gutes Objektiv. In der aktuellen Situation waren Outdoor Test angesagt daher hat Sony ein FE 100-400mm F4.5-5.6 G Master Objektiv ins Päckchen gelegt. Das Objektiv geht lang, ist schnell und ein Mindestabstand von 98cm ist nicht zu verachten. Das Gewicht geht mit knapp 1400gr in Ordnung. Es ist damit sogar 100gr leichter als mein Tamron 70-200 / 2.8.
Mit dem Objektiv liefert Sony eine Streulichtblende und einen abnehmbarer Stativfuß. Eine ziemlich coole Idee nur den Standfuß abzunehmen anstatt der ganzen Stativschelle. Wenn der Fuß runter ist gibt es eine 1/4″ Bohrung für einen Tragegurt oder eine alternative Stativplatte. Kleiner Wermutstropfen der Fuß ist leider nicht Arca Swiss kompatibel 😥
Meine beiden Tamron Objektive habe ich natürlich auch getestet. Mit dem Sigma MC-11 Adapter gehen beide. Einen Vergleich zwischen Sony A7R IV und Canon 5D IV gibt’s mit dem Tamron 24-70 / 2.8 G2.
Sonstiges
Natürlich braucht es noch mehr zum Fotografieren. Zum einen Speicherkarten. Ich habe Sandisk Extrem MicroSD Karten mit Adapter genutzt. Die kommen sonst als Backup Karte in den Canon 5D zum Einsatz. Für die Datenmenge der A7R IV sind sie etwas zu langsam.
Zusätzlich habe ich einen Sigma MC-11 Konverter (Canon EF-Mount => SA-Mount) verwendet um die Tamron Objektive anzuschließen. Das funktioniert ziemlich gut. Warum „ziemlich“ dazu später.
Los geht’s
Auspacken 🙂
Endlich da. Im Paket sind zwei Boxen, einmal die Kamera und einmal das Objektiv.
Erstmal die Kamera auspacken. Ohh, wie niedlich 😉
Im Vergleich zu meiner EOS 5D IV mit Batteriegriff wirkt die A7R IV fast winzig. Erstmal in die Hand nehmen. Und siehe da die A7R liegt gut in der Hand. Mit der Mark IV ist das Gehäuse etwas gewachsen was mir sehr entgegen kommt. Trotzdem würde ich wahrscheinlich einen Batteriegriff drunter schrauben damit der kleine Finger auch eine Auflage hat. Außerdem bekommt man einen Hochformatauslöser und die doppelte Akkukapazität ist auch praktisch.
Das Objektiv ist da ein anderes Kaliber. Die Optik gibt die Größe vor und die ist bei den verschiedenen Vollformatsystemen, ob mit oder ohne Spiegel, ziemlich gleich. Es wirkt nur noch wuchtiger da die Kamera kleiner ist. Aber als Kombo lässt es sich gut handhaben.
Der erste Eindruck
Natürlich vergleiche ich immer mit meinen Canon 5D. Der Sinn der Übung ist ja die Kamera kennenzulernen und Menüs zu konfigurieren um beim Live Test wie gewohnt loslegen zu können. Ich will ja meine Arbeitsweise nicht komplett über den Haufen schmeißen sondern nur kritisch hinterfragen und verbessern.
Der erste Eindruck ist weniger Knöpfchen aber mehr Rädchen. Teilweise deutlich übersichtlicher andererseits sind die Stellrädchen auf der rechten Seite sehr dicht gepackt. Und die Linke Seite? Leer. Nur zwei Knöpfchen auf der Rückseite. Da ist die 5D IV voll gepackt.
Ein Schulterdisplay gibt es nicht. Wenn man es gewohnt ist fehlt es irgendwie. Aber ob es wirklich notwendig ist? Ich glaube nicht. Interessant wäre ein kleines e-Ink Display das immer den Akkustand und die restliche Speicherkapazität anzeigt.
Der Anschalter fasst den Auslöser ein. Eigentlich ganz praktisch wenn man in der Hektik, wieder mal, vergessen hat die Kamera einzuschalten. Das Modusrad würde ich trotzdem eher links platzieren. Braucht man, ich, nicht oft und die linke Hand soll ab und an auch mal was tun 😀
Insgesamt gibt es vier Stellrädchen und ein Multifunktionsdrehrad. Also Modusrad, Belichtungskorrektur und zwei für Blende und Belichtung. Ein halbes Dutzend Knöpfchen kann mit Funktionen nach Wunsch konfiguriert werden.
Der zweite Eindruck
Der zweite Eindruck oder besser die erste Inbetriebnahmen und Einrichtung. Das Handbuch habe ich mir vorher schon angeschaut. Ist aber nicht sehr umfangreich für eine High End Kamera dafür gibt es bei Sony eine gute Hilfe online. Passt.
Die Menüstruktur ist deutlich anders als bei Canon aber die wichtigsten Einstellungen habe ich problemlos gefunden. Die Feinheiten habe ich dann über die nächsten Tage eingestellt.
Ein paar Unterschiede zu Canon 5D IV gibt es natürlich. Die A7R IV kann deutlich mehr an die Arbeitsweise des Benutzers angepasst werden. Im Sucher werden die Menüs und Einstellungen gut erkennbar dargestellt damit können Einstellungen geändert werden ohne die Kamera vom Auge weg zu nehmen. Die Gesichts- und Augenerkennung ist einer der großen Vorteile der spiegellosen Kameras.
Aber ein Feature ist allein schon fast den Umstieg wert. Die Spotmessung kann an den aktuellen Fokuspunkt gebunden werden. Die Funktion gibt es bei Canon (DSLR) nur für die EOS 1Dx, Das hat mich schon lange genervt.
Ich verwende einen kleinen Fokuspunkt und verschiebe ihn wohin ich ihn brauche. Aber dann muss ich die Belichtung vollflächig messen obwohl ein Spotmessung besser wäre. Gerade bei Konzerten mit schnell wechselnden und unterschiedlichen Lichtverhältnissen ist das wichtig.